Herzlich willkommen bei unserer digitalen Ausstellung der Bilder unseres Photo-Voice Projektes!

Beim Start unseres Projektes im Sommer 2019 hatten wir als Abschluss an eine „richtige“ Ausstellung, eine die in realen Räumen stattfindet, gedacht. Doch Covid-19 und die damit verbundene Planungsunsicherheit lassen uns nun andere Wege finden.

Kurz vorneweg: Photo-Voice ist eine partizipative Forschungsmethode, bei der es darum geht, Blickwinkel und Standpunkte der Teilnehmenden abzubilden und Veränderungen aus ihrer Sicht heraus anzuregen. Eingebettet war dieses in ein bundesweites Photo-Voice Projekt unseres Bundesverbandes bff.

Wir haben dazu Frauen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung gebeten, Fotos aus ihrem Alltag zu machen. Das Motto dafür lautete:
Es lohnt sich für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der alle Platz haben und sich wohl fühlen!

Als konkrete Fragen haben wir gestellt: Was hat das mit mir zu tun? Was brauche ich, um mich wohl zu fühlen? Kenne ich meine Rechte? Wie komme ich zu meinem Recht? Was ist im Alltag schwierig, was ist hilfreich? Wer oder was kann mich unterstützen?

An der Projektgruppe haben 5 Frauen teilgenommen. Alle Bilder sind von den Frauen in Eigenregie entstanden, d.h. sie haben Ideen gesammelt, sie haben sich Gedanken zur Darstellung und Umsetzung gemacht. Zu den Bildern gibt es jeweils einen Text, der von der Fotografin selbst verfasst wurde.

Wir möchten allen beteiligten Frauen von ganzem Herzen für Ihre motivierte, engagierte und tatkräftigte Teilnahme am Projekt danken!

Sie haben sich in eine Auseinandersetzung zu dem Thema begeben, lassen uns mit ihren Bildern an ihren Erfahrungen teilhaben, zeigen uns was sie beschäftigt und wofür sie eintreten möchten. Wir sind stolz auf die Bilder, die entstanden sind und wünschen uns, dass sie von den Ausstellungsbesuchenden dieselbe Wertschätzung erfahren wie von uns!

Unser Dank gilt auch der Fotografin Barbara Hartmann.

Am Ende der Ausstellung finden Sie Anmerkungen und Resümees der Fotografinnen zum Projekt.

Beratungsstelle Frauennotruf

Abschließende Hinweise:

  • Durch Anklicken können Sie einzelne Bilder größer ansehen.
  • Den Text zu den Bildern können Sie nur in der Galerieansicht öffnen.
  • Die Ausstellung ist in zwei Bereiche aufgeteilt: „Herausforderungen und Barrieren“ sowie „Unterstützung und Ressourcen“.
  • Unsere Homepage ist mit einem Readspeaker (Vorlesefunktion) ausgestattet. Damit können die Texte zu den Bildern hören. Klicken Sie dafür auf das Symbol Foto Readspeaker unter dem Text.

Achtung: Einzelne Bilder können Sie möglicherweise triggern.

Herausforderungen und Barrieren

Bodenlos

Bodenlos

Foto: Ina B.

Du verlierst den Boden unter den Füßen.
Du erkennst keine einzelnen Gesichter mehr in der Masse.
Du kannst dich nur schwer orientieren.
Du kannst nur schwer komplexe Denkleistungen, z.B. Rechenaufgaben lösen.
Du kannst nur schwer konzentriert einen Text lesen.
Du kannst nicht mal anhalten, falls du das gerade möchtest.
VÖLLIG NORMAL! 80 METER ÜBER DEM BODEN.
Für 3 Minuten.
***
Völlig normal auch als Folgeerscheinung bei Traumata.
Lange. Vielleicht immer.

Ziele

Ziele

Foto: Ina B.

Leben mit chronisch-psychischen oder körperlichen Einschränkungen heißt oft,
Ziele anpassen an die Ist-Situation.
***
Dennoch: deine WÜNSCHE bleiben.
Deine Träume auch.
Und die Träume halten dich am Leben.
***
PS: Mein Traum: ich möchte meinem Hund das Meer zeigen

Verunsicherung

Verunsicherung

Foto: Ina B.

Es braucht alles mehr Zeit,
wenn du versuchst, die Alltagsdinge zu meistern,
deine Innenanteile aber meinen,
dass du ALLES falsch machst.
***
Es kostet Zeit, wenn du Angst hast.
(Die Niemand sieht. Niemand versteht)

angetriggert. eingefroren. erstarrt.

angetriggert.eingefroren.erstarrt.

Foto: Ina B.

Komm, lass uns einsteigen! Dafür sind wir hier. Wir haben ein Ziel.
Du kannst das. Ich bin bei dir.“
***
Angst lähmt dich. Macht bewegungsunfähig.
Der Körper ist ein Gefängnis aus Eis.
Minuten. Manchmal Stunden.
***
Okay, wir nehmen die nächste Bahn.
Oder die übernächste. ICH BIN BEI DIR!“
***
Feste Termine ausmachen, Teil der Gesellschaft sein.
Ist schwer, wenn man nicht sicher weiß, ob / wann / wie man den Weg schafft.

Dissoziation / Anteilswirrwarr

Dissoziation / Anteilswirrwarr

Foto: Ina B.

Dissoziation.
Ein Teil von mir ist 45.
Ein Teil von mir ist 5.
Und manch andere sind dazwischen.
***
Dissoziation ist wie Rundlauf beim Tischtennis…
Der Wechsel zwischen den Anteilen.
***
Wenn man gerade FÜNF ist, kann man manches nicht.
Dann ist man überfordert mit „einfachen Dingen.

Dissoziation: „Dinge sind doch einfach“ ist relativ

Dissoziation: „Dinge sind doch einfach“ ist relativ

Foto: Ina B.

Außen-Welt sagt:
„Fahr doch mal eben!“
***
Innen-Kind sagt ängstlich:
Was, wenn du den Weg nicht findest?
Du verirrst dich und findest nie wieder heim.
Kannst du das auch WIRKLICH?
Du machst es ganz sicher falsch.
Du musst auf so vieles achten.
Und du bist doch viel zu klein dafür noch“
***
PASS BLOSS AUF!
KONZENTRIER DICH!

Hilf-los

Hilf-los

Foto: Ina B.

„Du hast psychische Probleme? Dann mach doch eine Therapie!“
Die Kopplung „Patient“ zu „passender (Trauma-)Therapeut“ und „freier Therapieplatz“ bietet viele Hürden im Vorfeld.

Viele Fragen sind zu klären. Oft mittels Fragebögen, die teils schwer auszufüllen sind, selbst wenn du NICHT betroffen bist.
Viele Kriterien sind zu erfüllen.
Es wird hart ausselektiert WER überhaupt einen Behandlungsplatz bekommt.
Numerus Clausus für Hilfe bei psychischer Erkrankung.

Warum?
Weil ein großes Problem lautet: BEDARF und KAPAZITÄT.
Vergleichbar mit bezahlbarem Wohnraum in München.

Datenschutz und Würde

Datenschutz und Würde

Foto: L.L.

Menschen mit Behinderung müssen aufgrund der Behinderung viel über sich ergehen lassen, weil sie in bestimmten Lebensbereichen Unterstützung brauchen. Ein Antrag für Assistenz oder ein persönliches Budget umfasst schon schnell 15 bis 20 Seiten und jeden Monat müssen entsprechende Nachweise gesammelt und geliefert werden. Jeden Monat ein Haufen Bürokratie, die uns immer wieder das Leben erschwert! Dabei wollen wir doch nur unser Leben aktiv und selbstbestimmt gestalten!

Gilt für uns dann kein Datenschutz?

Keine Chance ohne zu Kämpfen

Auf dem Foto zu sehen ist ein schwarzer Rollstuhl. Darauf liegen zwei rote Boxhandschuhe.

Foto: L.L.

Wenn Frau mit einer Behinderung auf die Welt kommt, wird am besten eine Portion Kampflust, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen mitgeliefert.

Ob es nun um die inklusive Beschulung, den Arbeitsplatz auf dem 1. Arbeitsmarkt, die richtigen Hilfsmittel, das barrierefreie Auto oder die passende Assistenz geht – trotz UN- Behindertenrechtskonvention und Bundesteilhabegesetz – Frau braucht immer Ausdauer, einen langen Atem und den Mut und die Kraft Ihre Rechte durchzukämpfen!

„Dabei sein“ ist meistens möglich, aber von einer wirklichen Inklusion ist unsere Gesellschaft noch weit entfernt!

Mindestanforderungen an Frauen mit Behinderung, die selbstbestimmt Leben möchten

Mindestanforderungen an Frauen mit Behinderung, die selbstbestimmt Leben möchten

Foto: L.L.

Es sind mindestens ein Dutzend Fähigkeiten und Fertigkeiten die Frau mit Behinderung in der Schachtel haben sollte…

In den Medien sind wir entweder Superwoman oder armes Würstchen.

Wir müssen dauernd Ziele vereinbaren, uns optimieren, uns oft und in allen möglichen Bereichen rechtfertigen. Und das nur, um die Hilfe zu bekommen, die wir Frauen mit Behinderung für ein aktives und selbstbestimmtes Leben brauchen. Bei jedem Antrag wird von allen Seiten in Frage gestellt, ob eine Leistung oder ein Hilfsmittel wirklich notwendig ist – und ob es sich lohnt. In die Entscheidungsprozesse werden wir nicht einbezogen und/oder immer noch nicht ernst genommen. Das kommt einer Entmündigung gleich.

Warum werden unsere Erfahrungen und unsere Expertise, die für uns wichtig und grundlegend sind, immer wieder ignoriert?

Keine Frau mit Behinderung ist dieselbe. Alle Frauen, mit und ohne Behinderung, sind Individuen und vielfältig – wie die Gesamtgesellschaft auch sein sollte. Wir möchten unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen, unser Leben aber nicht ständig unter Leistungsdruck führen.

Unsere Herausforderung

Unsere Herausforderung

Foto: Marie Tanniou

Krank zu sein kann man oft vergleichen, als ob man vor einer unüberwindbaren Wand oder einem Berg steht; Man ist ganz unten, schaut nach oben und sagt sich, dass man es nie schaffen wird…

Es ist ein schweres Gefühl und für die meisten von uns eine riesige Herausforderung…

Kein freier Weg zum gleichberechtigten Muttersein

Kein freier Weg zum gleichberechtigten Muttersein

Foto: Susie Kempa

Ich schaue auf diesen Zaun hinaus, er ist wie meine Lebensgeschichte.
Kannst du mich sehen?
Komm´ näher. Alles was ich brauchte für weitere Wege, und alles was ich jemals vermisste war Dich. Manchmal, wenn ich an mein Leben denke, wenn es nur ein Spiel ist und ich Euch bräuchte, dann höre ich den Worten die ihr sagt zu. Es wird schwerer zu bleiben, wenn ich Euch sehe.
Das wird eine lange Zeit brauchen und ich bin gespannt was meine ist. Ich kann nicht mehr aushaltenIch bin gespannt ob Du verstehen wirst, dass es nur die Hilfe deiner Hand ist.
Alles was ich brauchte für weitere Wege und alles was ich jemals wusste …ICH  BRAUCH´ DICH …
– denn das Wissen, Durchsetzen und Schaffen von Rechten hilft alleine nur ganz schwer.

Eure Trauerkarte – Euer selbst

Eure Trauerkarte - Euer selbst

Foto: Susie Kempa

Ich bin durch meine Schwerst-körper-behinderung viel im Bett.
Die Maske des Internets lässt den Unterschied zu Dir nicht zu.
Eigentlich will ich Dich hier bitten mich alle Wege gehen zu lassen.
Eigentlich will ich Dir hier von meinen Barrieren erzählen, doch es ist so schwer.
Seh´ nur, wie Du vor meiner Tür meine Maske fallen lässt.
Und nein, es ist nicht mein Lächeln, meine Gestalt die Du siehst.
Es sind Deine Vorurteile, geprägt durch Ängste die Dich hindern.
Hindern, mich als Selbstverständlich anzusehen.
Schau´ hin und seh´, ein neuer Blick kann etwas ändern.

Ablenkung Assistenzhunde

Ablenkung Assistenzhunde

Foto: Freya Svenson

Ablenken von Assistenzhunden gefährdet ihre Assistenznehmer. Daher bitte:

– Abstand halten

– Ohne Ablenkung arbeiten lassen, d.h. NICHT streicheln, ansprechen, locken, füttern

– Berechtigung – vor allem bei unsichtbaren Behinderungen – NICHT diskutieren

Gesetze

Gesetze

Foto: Freya Svenson

Recht haben und Recht bekommen, fordert Energie, Ausdauer und Fachwissen.

Bürokratie

Bürokratie

Foto: Freya Svenson

Bürokratie und Bearbeitungsdauer bremsen schnelle und unbürokratische Hilfe aus – und die Betroffenen gleich mit.

Unterstützung und Ressourcen

Reizüberflutung

Reizüberflutung

Foto: Ina B.

Teilnehmen am Gesellschaftsleben heißt auch:
Viele Menschen, viele Geräusche, viele Bewegungen.
Für mich heißt das:
ZU VIEL, um die Kontrolle haben zu können was passiert.
***
Mein Hund hilft mir in diesen Momenten ruhig zu atmen.
Hilft mir, dass ich bei MIR bleibe.
Gibt mir ein Gefühl, dass ich sicher bin. Die Situation aushalten kann.

Assistenzhund

Assistenzhund

Foto: Ina B.

Gesellschaftsleben. Situationen, die SEIN MÜSSEN.
Der Assistenzhund als Beistand in schwierigen Situationen
(z.B. enge Räume, Untersuchungen, uvm.).
***
Der Assistenzhund erdet, gibt Sicherheit,
zwingt in der verantwortungsvollen, steuernden Kontrollebene zu bleiben.
Bindet Körper, Geist und Seele.

Unterstützung

Unterstützung

Foto: Marie Tanniou

Psychische Krankheiten sind unsichtbar und für die Menschen, die mit einem kranken Menschen zusammenleben, sehr oft unverständlich, unfühlbar. Es ist auch sehr oft schwierig zu wissen oder zu verstehen, was man tun kann um dem anderen zu helfen. Dazu kommt auch oft die Angst vor dem Unbekannten. Kranke Menschen befinden sich in einem Teufelskreis, es ist oft sehr schwer, allein zurechtzukommen. Unterstützung kann viele Formen annehmen: eine Präsenz, ein Wort, eine Geste, ein Lächeln, aber auch ein Schweigen.

Für die Meisten bedeutet Unterstützung auch Hilfe bei alltäglichen Dingen, die plötzlich nicht mehr möglich sind… Aufstehen, sich duschen, rausgehen, telefonieren, einkaufen, Arzttermin ausmachen, Formular ausfüllen usw.

Ein Lächeln hilft immer

Ein Lächeln hilft immer

Foto: Marie Tanniou

Unwissenheit ist eine Geißel, die Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Bitte urteilen Sie nicht über eine Person, wenn Sie den Eindruck haben, dass sie nicht „normal“ ist, dass sie psychische Probleme zu haben scheint. Helfen Sie ihr stattdessen mit einem Lächeln des Verständnisses und der Akzeptanz, dass wir alle anders sind. Ein Lächeln ist wie ein Sonnenstrahl. Es bringt Wärme und Freude.

Vertrauen

Vertrauen

Foto: Marie Tanniou

Wir sind oft mit der Unwissenheit der Menschen konfrontiert. Wir fühlen uns allein und der Weg zur Erholung und zur Besserung ist manchmal sehr lang. Manchmal dauert es Jahre oder sogar ein ganzes Leben lang.

Es braucht viel Mut, Willenskraft, aber vor allem Unterstützung, Liebe, Akzeptanz, Vertrauen, ein Lächeln von Ihrer Familie, Ihren Freunden, aber auch und vor allem von der Gesellschaft!

Hearts  – Hear Heart

Hearts  - Hear Heart

Foto: Susie Kempa

Deine Gestik zeigt, dass es nicht gut für Euch ist.
Du starrst mich niederdrückend an, Du gibst Dich tolerant,
während ich Dich wohl gequält anlächeln würde.
Erzählst mir nicht, was du siehst und meinst.
Ich will es nicht mehr spüren, Du weißt nicht, wie es ist.
Ich will Deinen guten Rat nicht, ich will gleich sein.
Ich will mit Dir nebeneinander sein – wie im Bild rechts.
Lass‘ uns unsere Hand auf gleicher Ebene nehmen,
dazu brauchst Du nicht mein Herz erobern, erobere Deins.
Zeig´ damit, warum wir in Ordnung sind.
Lass‘ mich einfach aufhören, kämpfen zu müssen.

Verkehrsschilder

Verkehrsschilder

Foto: Susie Kempa

Tragen und getragen werden

Tragen und getragen werden

Foto: Freya Svenson

Und zum Schluss

Vielfaltig – gemeinsam sind wir stark

Vielfaltig – gemeinsam sind wir star

Foto: Marie Tanniou

Es ist unsere Vielfalt, die uns stark macht. Es ist ein Reichtum, der genutzt und entwickelt werden soll. Die Verschiedenheit, die Personen so zu akzeptieren, wie sie sind. Lassen wir unsere Verschiedenheiten und Unterschiede sich verbinden, um gemeinsam zu wachsen und zu lernen.

Das Copyright der Fotos unterliegt der jeweiligen Fotografin.

Erfahrungsberichten einzelner Teilnehmerinnen

„Seht unsere Bilder nicht nur mit Euren Augen, seht sie mit Eurem Herz! Ich bin mir sicher, dass ihr einen Teil von Euch sehen könnt.

Was ich noch erzählen möchte: In einem Bild eine Stimme, ein Gefühl, eine Begründung der „Teilhabe“ wieder zu finden, und eine Haltung zum Ausdruck zu bringen war schwieriger als sich jede von uns vorstellen konnte. So unterschiedlich wir Frauen waren, so erstaunlich gleich waren doch unsere „Tränen“.

Es war spannend, lehrreich und sehr emotional in diesem Projekt dabei sein zu dürfen. „

Susie Kempa (schwerst Körperbehindert)

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„Als ich die Anzeige für dieses Projekt gesehen habe, war ich von der Idee begeistert. Es war für mich die Möglichkeit erstens meine Leidenschaft für die Fotografie zu leben und zweitens und das Wichtigste die Möglichkeit über psychische Krankheiten zu sprechen. Es wird sehr wenig darüber gesprochen, es wird sehr oft verschwiegen und dazu kommt die Scham. Es betrifft mehr Leute als man denkt.

Es gibt viele Menschen, die von einer psychischen Krankheit betroffen sind, die es aber nicht sehen wollen und nicht akzeptieren möchten. Sie denken sich „es kann mir unmöglich passieren“. Dann kommt der Blick von den Anderen, die Scham, die Angst, die Unsicherheit.

Mit diesem tollen Projekt möchte ich den Leuten Mut und Kraft geben, auf Ihrem Körper zu hören. Die Krankheit wahrzunehmen, zu akzeptieren und sich helfen lassen. „Gemeinsam sind wir stark!!“ Je mehr unsere Gesellschaft sich mit dem Thema vertraut macht, umso besser können wir Menschen unterstützen. Mit dem Projekt habe ich auch die Möglichkeit gehabt, mit tollen Frauen zusammenzuarbeiten. Es war ein Geschenk, das mich dieses ganze Jahr begleitet hat. Ich bin dankbar, es mitgemacht zu haben und trotz dieser schwierigen Situation die Möglichkeit zu haben, unsere tolles Projekt der Welt zu zeigen.

Eine Bitte…

In diesen sehr schwierigen Momenten, die wir derzeit erleben, mit Ungewissheit, Angst vor dem Unbekannten, brauchen wir am meisten das Andere, die Anderen. Leider sind wir gerade noch mehr allein, isoliert, ohne Menschen, ohne soziale Kontakte. Gerade in diesen Momenten entwickelt sich diese Art von Krankheit.“

Marie Tanniou

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“Durch die Teilnahme am Projekt FotoVoice habe ich realisiert, wie wenig selbst mein direktestes Umfeld (Ehemann, engste Freunde) überhaupt wissen von meinem täglichen Kampf. Wie wenig ich ihnen bislang Einblick gewährt habe in meine Alltagseinschränkungen. Meine Schwierigkeiten die “für andere scheinbar normalen, einfachen Dinge” zu bewerkstelligen.

Die Auseinandersetzung mit mir selbst “wie zeige ich Menschen den inneren Kampf, wie zeige ich äußere Barrieren” hat mich auch näher zu mir gebracht. Hat mich geöffnet.  Das Zeigen meiner Fotos hatte zur Folge, dass seit Jahren mit mir eng verbundene Menschen erstmalig den Mut hatten nachzufragen, welche Einschränkungen ich habe. Ich habe ein nie geahntes Verständnis geschenkt bekommen. Ich fühle mich gesehener, verstandener. Und ich bekam die Rückmeldung, dass es jetzt viel leichter ist, Verhaltensweisen von mir nachvollziehen zu können. Es kamen durchwegs positive Reaktionen und es ist eine neue, andere Qualität im Austausch entstanden, von der ich sehr profitiere.

Auch in mir und mit mir. Ich werde die Art, mich mittels Fotos “sichtbarer/verstehbarer” zu machen für mich weiterhin nutzen. Ich danke der Beratungsstelle Frauennotruf München für die Unterstützung und dafür, dass ich Teil von diesem großen und wunderbaren Projekt sein durfte.

Und vielleicht können auch andere von dem profitieren, was ich hier zeige und verstehen somit sich selbst, oder Menschen ihres Umfeldes besser. Oder finden den Mut zu sprechen.

All das wäre ein Geschenk.”

Ina B. (komplexe Posttraumatische Belastungsstörung)

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„Ich habe mich beim Foto-Voice Projekt angemeldet, weil ich es spannend und interessant fand, mich anhand Fotos kreativ auszudrücken und meine Ideen in Bildern umzusetzen. Wir waren völlig frei, das Thema einzubringen, was uns als Frau mit Behinderung beschäftigt oder am Herzen lag. Aufgrund der Pandemie musste eine Ausstellung der Bilder verschoben werden. Es musste auf eine digitale Version umgestellt werden.

Ganz ehrlich, ich selbst bedauere, dass es nicht möglich war noch weitere Fotos einzureichen. Ich finde, dass in Puncto Inklusion von Frauen mit Behinderung im letzten Jahr – voller Lockdowns, Quarantäne, Abstand und Einsamkeit – viele Rückschritte hingenommen werden mussten. Jüngere Menschen mit Behinderung wurden und werden derzeit viel zu oft vergessen und übersehen. Desto wichtiger ist es, dass wir sichtbar werden!!! Anlässe für eine Weiterführung und Ergänzung des Projektes gibt es genug!

An dieser Stelle möchte ich mich bei Allen bedanken, die das schöne Projekt sowohl finanziell oder mit Rat und Tat ermöglicht und unterstützt haben!“

L.L.

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